Das Blog-Seminar richtet sich bevorzugt an jene Kolleg*innen der Sozialarbeit, die mit Menschen in Multiproblemlagen arbeiten in den Arbeits- und Hilfekontexten:
– ambulantes Betreutes Wohnen
– stationäres Betreutes Wohnen
– Jobcenterarbeit mit Langzeitarbeitslosen
– niedrigschwellige Suchthilfe
– Bereiche der Jugendhilfe.
Was bietet dieses Blog-Seminar Neues?
Menschen mit und in Multiproblemlagen finden sich in der sozialen Arbeit wieder, weil sie sich weder mit ihren eigenen kommunikativen Möglichkeiten der Gesellschaft verständlich machen konnten, noch sie in der Gesellschaft bisher jemand verstanden hätte. Wäre dem nicht so, säßen sie heute in einer Beratungsstelle, in einer Selbsthilfegruppe oder bei einem Psychotherapeuten.
Um sich verständlich machen zu können bzw. jemand verstehen zu können, bedarf es Kommunikation. Wenn das Kommunizieren bisher nicht geklappt hatte, entstehen und verschärfen sich Problemlagen immer mehr. Es bedarf dann schließlich einer gesellschaftlichen Hilfeagentur, genannt Sozialarbeit, die mittels besonderer Kompentenzen ein Verstehen herbeiführt, damit sich diese Menschen verständlich machen können und die Gesellschaft sie verstehen lernt.
Sich nicht verständlich machen können bzw. nicht verstanden zu werden bezeichnen wir als Probleme 1. Ordnung. Jene Problemlagen, die sich aufgrund des Nicht-Verstehens entwickeln, nennen wir Probleme 2. Ordnung. Wir kommen in einer späteren Einheit darauf zurück.
Kommunikation dürfte der Schlüssel zum Öffnen neuer Türen sein, damit gesellschaftliche Teilhabe überhaupt im Ansatz entwickelt werden kann. Wir werden uns in mehreren Folgen dieses Blogs mit den vielfältigen kommunikativen Bedingungen beschäftigen und daraus Handwerkszeug für die o. g. Arbeitskontexte ableiten und entwickeln.
Neu ist hier, wie wir auf Seiten des Klienten* der Rolle eines Inneren Beobachters Beachtung schenken – später dann auch unserem eigenen professionellen Inneren Beobachter. Den Klienten der o. g. Hilfekontexte ist zahlreich das Phänomen gemeinsam, über keinen zuverlässigen eigenen Inneren Beobachter zu verfügen. Daraus ergeben sich bestimmte Anforderungen an die professionellen Kommunikationspartner dieser Klienten. Dem wollen wir uns widmen.
Zum Inneren Beobachter kannst Du lesen
– meinen Artikel über die Arbeit im Betreuten Wohnen
– die Basisliteratur Nr. 4, Seite 60ff
– Psychologie der Selbststeuerung
Was heißt systemische Haltung?
Dazu ist vieles geschrieben worden. Siehe Basisliteratur Nr. 3 S. 199 ff. Für unser Seminar hebe ich Folgendes hervor:
Bleibe beim Bewährten, integriere Neues: Ich möchte Dich ermuntern, daß Du Dir immer wieder bewußt machst, über welche Ressourcen Du selbst verfügst:
– welche empatischen Fähigkeiten Du mitbringst, um zuhören und aufnehmen zu können;
– wie Du Dich abgrenzen und distanzieren kannst, um Stabilisierungs- und neue Veränderungsimpulse und Ideen geben zu können
– welche Praxiserfahrungen zeigten, daß Du wirksam gearbeitet hast;
– was davon auf andere Kontexte und Menschen übertragbar ist;
– über welches Wissen Du verfügst und wie dieses mit neuem Wissen kompatibel werden könnte.
Besinn Dich also auf Deine bisherige Berufserfahrung und bleibe dabei. Nimm Neues aus dem Seminar mit, um Deinen bisherigen Arbeitstil zu optimieren!
Wenn etwas funktioniert, mach mehr davon (setze es fort), aber wenn etwas nicht funktioniert, dann mach etwas anderes! Siehe Wikipedia.
Das Seminar als Türöffner oder Wegweiser zu neuen Wegen und Zielen: Du bestimmst, in welche Richtung und welche Wege Du einschlagen willst – da kann ich machen, was ich will. Jedes Seminar hat begrenzte Möglichkeiten. Den Teilnehmer*innen unserer Fort- und Weiterbildungen sagen wir von Beginn an: Das wesentliche Lernen geschieht zwischen den Einheiten. Du bestimmst, welches Wissen Dich interessiert und welche neuen Praxiserfahrungen Du ausprobieren möchtest.
Theoriegeleitetes Arbeiten: Mein Anspruch – Dein Ansporn? Im Laufe meiner Berufserfahrung mit viel praktischer Arbeit mit Klienten und in der Kombination mit Bildungsarbeit, Lehre und Supervision, kam ich an einen Punkt, seit dem ich das theoriegeleitetes Arbeiten nenne. „Ein Berater, der nicht wissensgeleitet auf einem theoretisch nachvollziehbaren Hintergrund aktiv wird, kann nicht als professionell bezeichnet werden.“ M. Barthelmess. Die systemische Haltung. In meiner Tätigkeit in einer Suchthilfeeinrichtung hatte ich fast immer studentische Praktikantinnen, die meine Arbeit begleiteten. Das hat mich angespornt, meine Arbeit neu zu betrachten, zu bedenken und zu überprüfen. Daraus entwickelte ich meinen Anspruch: 1. Variante – Ich möchte im Nachhinein theoriegeleitet erklären können, warum und wieso ich vorhin so wahrgenommen, reagiert und interveniert habe und warum es die und die Wirkung erzielt hat oder auch nicht. 2. Veriante – Ich möchte im Vorgriff auf eine kommende Situation theoriegeleitet erklären können, warum und wieso und mit welcher Absicht, welchem Ziel ich so und nicht anders handeln werde.
Beide Varianten unterliegen einer paradoxen Dynamik, die man das Therapeutendilemma nennt.
Ich gestehe zu: Der Anspruch ist verdammt hoch. Aber was solls. Wir haben uns für diesen komplexen Beruf, mit Menschen zu arbeiten, entschieden. Dieser Komplexität können wir nur durch lebenslanges Lernen gerecht werden. Das haben wir uns mit diesem Job eingehandelt. Zugleich dürfte uns dieses immer währende Lernen und das Vervollkommnen von Verstehenlernen vor dem schützen, was wir heute das Burnout-Syndrom nennen. Wir kommen in einer späteren Einheit noch darauf zurück, wenn es um das Gehirn und die Inkonsistenztheorie von Klaus Grawe geht.
Ein für heute letzter Aspekt zur Systemischen Haltung – immer bezogen auf die Eingangs genannten Arbeitskontexte: zur Kommunikation unterscheiden wir 1. die innere psychische Kommunikation (mein Gehirn, meine Psyche, mein Organismus, meine Persönlichkeit) und 2. die soziale Kommunikation zwischen mir und den anderen. So ist auch der Titel dieses Seminares entstanden:
Hypnosystemisch kommunizieren und familiensystemisch Arbeiten.
Aber greifen wir nicht zu weit vor: in der 2. Einheit werden wir uns morgen mit den Anfängen der Kommunikationsforschung beschäftigen und was wir daraus für die Arbeit ableiten und lernen können, um unsere professionelle Kommunikation weiterzuentwickeln.
- Wenn Jobcenter von Kunden statt Klienten sprechen, beziehe ich diese hier natürlich analog mit ein.
Hinterlasse einen Kommentar