Die Arbeit mit Metaphern und Geschichten ist ein bedeutsames Element hypnosystemischen Arbeitens. Oftmals kann man mit einer Metapher, einem Gleichnis oder einer Geschichte etwas deutlich machen, was einem mittels kognitivem Erklären nicht gelungen wäre. Einer Klientin, die ihren Sohn verständlicherweise vom Drogenkonsum abbringen will, indem sie unaufhörlich auf ihn einredet und an ihm zerrt, sage ich (bedeutungsvoll sprechend): Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Plötzlich geht ihr sozusagen ein Licht auf …
Zu dieser Rubrik zähle ich auch die sogenannten Impact Techniken von denen ich einige selbst entworfen habe, z. B. sagen Klienten manchmal „Ok, das was wir jetzt besprochen haben, werde ich mal versuchen.“ Dann schiebe ich ihnen jenen (von meinen Kindern ehemals bemalten) Stein rüber und sage: „Versuchen Sie mal diesen Stein aufzuheben.“ Dann greift der Klient zum Stein und ich unterbreche: „Nein, nein, nicht zugreifen. Nur versuchen!“ Der Klient: „Ja, wie? Versuchen?“ Ich: „Ja. Nur versuchen.“ Der Arm, der den Stein greifen will, erstarrt im Versuch. Dann sind wir am Punkt: Wer nur versucht, bleibt stecken. Die Lösung ist, es zu tun! Der Klient: „Ok, ich habe es verstanden: Ich werde das machen!“
Dazu später mehr. Hier nur schon einmal ein Buch dazu: Danie Beaulieu. Impact Techniken für die Psychotherapie
Zum hypnosystemischen Arbeiten gehört auch das kreative Spielen mit der Sprache und damit das Spielen mit den Konstruktionen der Wirklichkeiten. So sollen die GründerInnen des Carl-Auer-Verlages, viele von ihnen Hypnosetherapeuten, zusammengesessen haben auf der Suche nach einem Namen für den neuen Verlag. Bei diesem Brainstorming in einer Heidelberger Kneipe habe dann ein Kalauer den anderen ergeben. So soll man auf Carl Auer gekommen sein. (mündliche Mitteilung eines Beteiligten)
Ich habe ein paar Hypnose Workshops angeboten und habe sie mit dem Kofferwort HypnoSeminar betitelt. Siehe Website
Ein weiteres Beispiel aus meiner eigenen Praxis: Als ich damals schon in der fortgeschrittenen Hypnose-Ausbildung war, meldete sich eine Freundin, ebenfalls Sozialarbeiterin. Ihr Sohn, ca. 10 J., habe sich Schwimmbadwarzen eingefangen. Die Behandlung beim Hautarzt sei sehr unangenehm und schmerzhaft und schlage nicht wirklich an. Sie hätte gelesen, daß man da was mit Hypnose machen könne. Sie bat mich inständig. Ihr Max sei zu allem bereit. Ich informierte mich. Ich redete mit Max. Beriet mich mit meiner Frau, die inzwischen auch die Ausbildung begonnen hatte. Schließlich machte ich mit Max im Beisein seiner Mutter eine Hypno-Sitzung. Auf den Verlauf will ich nicht weiter eingehen (1), aber auf den Schluß: Ich führte Max wieder in den bewußten Zustand zurück. Wir beide hatten prima kooperiert und gearbeitet. Er setzte sich aufrecht hin, atmete kräftig durch und streckte sich. Dann schaute er auf seinen Arm und sagte mit schreckgeweiteten Augen: „Aber die sind ja gar nicht weg! Die sind ja noch da. Wann gehen die denn weg???“ Ich war noch so im Flow unserer Arbeit, daß er mich mit dieser Reaktion und Frage echt überraschte. Aber zu diesem Flow (0) gehört auch, daß man sich nahe am eigenen Ungebewußten befindet und so rutschte mir die entscheidende Intervention quasi wie von selbst aus dem Mund: „Max, wart‘s ab!“ oder sagte ich „Max. Warz. Ab!“? Eine Woche später gab es keine einzige Warze mehr.
Literatur zur Arbeit mit Metaphern und Geschichten
Die Löwengeschichte ist eine meiner Lieblingsgeschichten, oft in Gruppen erzählt und immer wieder anders je nach Situation. Das Buch behandelt, wie man Standardgeschichten für individuelle Situationen und Ziele modifizieren kann:
Bernhard Trenkle. Die Löwengeschichte. Hypnotisch-metaphorische Kommunikation und Selbsthypnosetraining. *
Mehr von Bernhard Trenkle, z.T. mit Co-Autoren:
– Wie steht’s … ?
– The Ha-Ha Handbook
– Das Ha-Handbuch der Psychotherapie
– Das zweite Ha-Handbuch der Witze zu Hypnose und Psychotherapie
– Das Aha!-Handbuch der Aphorismen und Sprüche für Therapie, Beratung und Hängematte
– 3 Bonbons für 5 Jungs
– Dazu fällt mir eine Geschichte ein
– Die Pupille des Bettnässers
Leider nicht mehr aufgelegt und nur noch vereinzelt antiquarisch zu haben: Für alle, die mit Gruppen arbeiten, eine Fundgruppe an Geschichten, Fallbeispielen, Gruppeninduktionen, Phantasiereisen führender Hypnotherapeuten, aber auch von Virginia Satir:
Hildegard Klippstein (Hrsg.) Das Vergessen vergessen. Hypnotherapeutische Gruppeninduktion nach Milton H. Erickson
Ebenfalls leider vergriffen. Viele Geschichten nach therapeutischen Zielen geordnet, aber auch ein Fundgruppe für Beispiele, wie man Geschichten ineinander verschachtelt, also wie man eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte erzählt.
Carol Lankton. Stephan Lankton. Geschichten mit Zauberkraft. Die Arbeit mit Metaphern in der Psychotherapie
Wer mit sich selbst experimentieren will: ein Taschenbuch und 2 CDs:
Martin Bökmann. Mit den Augen eines Tigers. Eine Einführung in die Methode der Tiefenentspannung in Gruppen nach Milton H. Erickson
Wer mit Kindern arbeitet:
Joyce C. Mills. Richard J. Crowley. Therapeutische Metaphern für Kinder und das Kind in uns.
Wer mit Paaren arbeitet, sollte unbedingt im Bücherschrank haben – gibt es auch nur noch gebraucht:
Helm Stierlin. Ob sich das Herz zum Herzen findet. Ein systemisches Paar-Brevier in Versen und Bildern
Helm Stierlin. Oh, daß sie ewig grünen bliebe …! Ein systemisches Paar-Brevier für anhaltendes Glück in Versen und Bildern
Und natürlich der Klassiker:
Paul Watzlawick. Anleitung zum Unglücklichsein*
Der gehört auch zur systemischen Hypno-Szene mit seinen Büchern …
Dr. med. Eckart von Hirschhausen und der CD Reihe Ist das ein Witz?
Nossrat Peseschkian ist der Begründer der positiven Psychotherapie mit einer Nähe zur Systemischen. Von ihm möchte 3 Taschenbücher empfehlen, das erste ist eine Einführung
Nossrat Peseschkian Der Kaufmann und der Papagei. Orientalische Geschichten in der Positiven Psychotherapie.
Der nackte Kaiser oder: Wie man die Seele der Kinder und Jugendlichen versteht und heilt
Das Geheimnis des Samenkorns. Positive Stressbewältigung
Nun noch ein Buch für die Metaebene:
Eleonore Höfner. Hans Ulrich Schachtner. Das wäre doch gelacht. Humor und Provokation in der Therapie
(0) zu Flow und Trance siehe: Gunther Schmidt. Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung. Seite 22
(1) E.L. Rossi. Neue Aspekte der molekularen Grundlagen des psychosomatischen Heilungsprozesses in der therapeutischen Hypnose. In Zeitschrift Hypnose und Kognition Band 5. Heft 1. April 1988. Seite 11-23
Im nächsten Blog Beitrag: Hypnose in Roman, Krimi und Erzählung
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