Theoriebildung – Binnenstrukturelle Analyse von Familiensystemen (Salvador Minuchin)

In der Analyse von Familiensystemen unterscheiden wir familiäre Subsysteme:

Elternsubsystem – Bezugspunkt zu den Kindern
Paarsubsystem – Bezug zueinander
Kindersubsystem – Bezug zu den Eltern
Geschwistersubsystem – Bezug zueinander
weibl., männl., divers. Gendersubsystem
Generationensubsysteme

Als Dyaden bezeichnen wir Zweierbeziehungen.
Enge bzw. nahe Zweierbeziehungen können eine Allianz bilden, d.h. zwei sind sich nah, weil sie sich mögen, gleiches Alter oder Vorlieben haben.
Enge Zweierbeziehungen können auch Koalitionen bilden, d.h. zwei sind sich nah, weil sie sich gegen einen anderen wehren.

Als Triaden bezeichnen wir Dreierbeziehungen.
Als Triangulation beschreiben wir, wenn Triaden mit der Erweiterung einer konflikthaften Zweierbeziehung um eine dritte Person (Kind, Therapeut) einen Konflikt verdecken und/oder entschärfen.
Perverses Dreieck: Form einer Dreierbeziehung bei der ein Generationengrenzen überschreitendes Bündnis zwischen einem Elternteil und einem Kind gegen einen anderen Elternteil eingegangen wird. (Simon. S. 257) Z. B. wird eine „Niederlage“ durch ein Geheimbündnis mit einem Dritten (dem Kind) kompensiert, und dadurch wird innerhalb der Zweierbeziehung (Paarbeziehung) das Gleichgewicht wiederhergestellt.
Eine dritte Person oder auch ein Objekt (beziehungsgestaltende Funktion von Alkohol) kann auch zum Sündenbock gemacht werden, der „das gemeinsame Problem“ liefert. Minuchin spricht von starren Triaden.

In Systemen gibt es Grenzen und Räume. Jedes System hat Grenzen nach innen und nach außen (Untereidungsmerkmale zwischen System und Umwelt): Systeme können angemessen durchlässig oder zu offen oder zu geschlossen sein. Grenzen zwischen Generationen können durchlässig sein oder nicht. Eltern können Kinder lassen oder nicht. Geschwister können einander lassen oder nicht. Regeln bestimmen Zugehörigkeiten. Mehr in Simon. S. 130-134


Für die Blog Abonnenten steht bei den Handouts das Arbeitspapier 3.1 Beratungsplanung zur Verfügung. Das kannst Du Dir für jedes Kunden-Klienten-System ausdrucken und als diagnostische Einschätzung nach und nach bearbeiten.

Literatur:

Fritz B. Simon/Ulrich Clement/Herlm Stierlin. Die Sprache der Familientherapie. Ein Vokabular. Kritischer Überblick und Integration systemtherapeutischer Begriffe, Konzepte und Methoden. Stuttgart 2004