Rapport

– Pacing (mitgehen) Leading (führen) (0)

Wenn Du mit jemand spazieren gehst, gleiche Dein Gehen der Geschwindigkeit, den Bewegungsabläufen, dem Rhythmus des anderen an, dann wirst Du pacen. Verändere nach einer Weile unmerklich, minimal Deine Weise und der andere wird Dir seine Bewegungsmuster sehr wahrscheinlich angleichen. Leading. So ein „Verfahren“ verwende ich oft bei neuen Klienten, damit sie sich gut und entspannt fühlen können:

P – Jemand klingelt zum Erstgespräch und ich öffne die Türe: Herr Müller, da sind Sie! Ich lächle natürlich.
L – Beim ersten Zucken des Beines, um einen Schritt noch Vorne zu gehen: Ja, kommen Sie herein.
X – Ich stehe im Weg: Ich geh mal zur Seite.
L – Grade ist er auf meiner Höhe, um an mir vorbeizugehen: Ja, gehen Sie weiter durch bis zur 2. Türe links.
P – Er steuert auf mein Sprechzimmer zu: Ja, gehen Sie ruhig hinein.
X – Ich gehe hinterher und drehe mich zur Tür um: Die mache ich jetzt mal zu.
P – Herr Müller hat einen Mantel an und wird gleich mit dem Aufknöpfen beginnen. In dem Augenblick, da sich seine Hand in Richtung erstem Knopf bewegt: Ja, knöpfen Sie Ihren Mantel auf.
L – Er wird sich gleich umschauen, was er mit dem ausgezogenen Mantel machen kann: Ja, schauen Sie da ist ein Haken.
P – Er wird jetzt den Aufhänger am Mantel suchen und den Haken ansteuern: Ja, hängen Sie ihn auf.
L – Nun wird er sich umschauen, wohin er sich setzen soll: Schauen Sie, der Stuhl da.
P – Er geht und noch bevor er den Bewegungsablauf vom Stehen zum Sitzen beginnen wird: Ja, setzen Sie sich doch bitte.
L – Da wird beide nun sitzen, können wir sprechen und uns erstmal ein wenig kennenlernen … (1)

Dieser Ablauf geschieht schnell, 1, 2 Minuten. Ich begleite das Verhalten und die Bewegungsabläufe von Herrn Müller, indem ich sie in beiläufig hingesprochene Worte fasse. Wenn jemand das zum ersten Mal in einer Sitaution erlebt, die für ihn neu und meist etwas aufregend ist, fällt diese sprachliche Begleitung nicht weiter auf und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß der Angesprochene sich „wahrgenommen“ fühlt und ich Sicherheit vermittle.

– Nonverbales Körperpacing

Ich gleiche meine Körperhaltung der des Klienten an, aber bitte sozial unauffällig! Er schlägt die Beine übereinander – ich auch. Er verschränkt die Arme, verändert insgesamt die Körperhaltung, etc. Ich gehe also nicht nur mental mit ihm mit, sondern mit meinem gesamten Organismus.

Ich kann meinen Atemrhythmus angleichen, den Blickkontakt synchronieren usw.

Leading: Manche Klienten sind aufgeregt oder angespannt und der Atem geht schnell und die Sprache klingt stockend. Ich erfasse den Atemrhythmus und paase meine Atmung an. Wenn ich das eine Weile gespiegelt habe, gehe ich zu einer ruhigen Atmung und entspannten Körpersprache über.

Überkreuz-Pacing: Statt eines schnellen Atems kann ich auch im gleichen Rhythmus mit den Fingern auf mein Knie tippen oder mit dem Fuß wippen – dezent bitte! – und dann damit den Rhythmus in eine ruhige Bewegung bringen.

– Verbales Körperpacing

Der Klient runzelt an einer Gesprächsstelle die Stirn. Ich könnte das pacen, indem ich entweder sage: Sie runzeln die Stirn (Pacing), könnten Sie das für Ihre Stirn mal in Worte fassen?! (Leading)

Wird ein starker oder überraschender Affekt mittels Körpersprache kommuniziert, z. T. ballt der Klient eine Faust, nutze ich oft eine Interjektion, wie z. B. ein kurzes Oh, oh … wobei ich manchmal gleichzeitig die gleiche Körpersprache hinzufüge, also selbst ein Faust mache.

– Sprachliches Pacing

Ensprechend der Bernstein Hypothese achte ich auf identifizierbare Sprachcodes der Klienten; darüberhinaus auch auch auf beliebte Schlüsselworte, auf den Sprechmodus etc. Eine Kollegin benutzte kürzlich in einer Supervision 12 Mal das Wort „eigentlich“. Dann kann ich pacen und sagen „Eigentlich (Pacing) wolltest Du sagen,  daß es eigentlich so und so ist …!“ (Leading)

Eine Herausforderung hierzu sind Telefonate, weil man den Gesprächspartner nicht sieht. Besonders bei Unbekannten erfasse ich so schnell als möglich wie der andere spricht und gleiche mich diesem Modus an, egal ob ich ein Amt anrufe, mit einem Handwerker spreche oder in einer Arztpraxis anrufe. Diese telefonischen Rollenspiele im Alltag schärfen die Wahrnehmung und trainieren die Kreativität – und mir macht das Rollenspiel Spaß, und die Gesprächspartner scheinen sich gut verstanden zu fühlen. Hoffentlich lesen das die Telefonatadressaten jetzt nicht 🙁

In diese diese Kategorie ordne ich auch das Paraphrasieren und das Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte ein. Siehe Handouts


(0) https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-01-03-rapport-pacing-und-leading.html

(1) Verknüpfung mittels des Wortes „da“. Kommt später noch.