Wir nehmen die Welt durch unsere fünf Sinne wahr

Wir erleben unsere Umgebung durch unsere fünf Sinne: wir sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen. Alle Informationen von außen erreichen uns also über unsere Sinne. Wir speichern diese Informationen oft auch in der selben Art ab, wie wir sie bekommen haben: So können wir innere Bilder sehen, Töne hören, uns an Gerüche oder an einen Geschmack erinnern und wir können im Geist auch Berührungen und sogar Gefühle wiedererleben.

Der Stellenwert der 5 Sinne ist zum Teil kulturell geprägt. (1)

Darüberhinaus sollten wir wissen, wie unterschiedlich Menschen mit diesen Sinnen = Wahnehmungs- und Kommunikationskanälen ausgestattet sind. So gibt es Menschen, die alle 5 Sinne ausgewogen nutzen. Es gibt jedoch auch Menschen, die nur bestimmte Sinne (ganz unbewußt) nutzen und mit diesen kommunizieren.

Im NLP bezeichnet man alle fünf Sinneskanäle oft mit der Abkürzung VAKOG.

VAKOG steht für:

V wie visuell: das Sehen
A wie auditiv: das Hören von Geräuschen, Tönen
K wie kinästetisch: das Fühlen durch Tasten, Berührungen unser Haut aber auch Magenschmerzen und Verspannungen
O wie olfaktorisch: das Riechen
G wie gustatorisch: das Schmecken

.

Ein Experiment – Wie erinnern wir uns?

Denken Sie doch einmal kurz an die Grundschule, zu der Sie als Kind gegangen sind und achten Sie einmal darauf, wie Sie sich genau daran erinnern. Was fällt Ihnen zu Ihrer Grundschule als erstes ein: Ist es das Bild des Gebäudes oder hören Sie den Klang einer vertrauten Stimme oder vielleicht haben Sie auch einfach nur ein Gefühl, das Sie früher in der Schule hatten. Ist es ein besonderer Geruch, den Sie mit Ihrer Schule verbinden oder vielleicht der Geschmack einer Speise oder eines Getränkes? Wie erinnern Sie sich an Ihre Grundschule?

Unsere Erinnerung hängt von unseren Sinnen ab

Wir alle erinnern uns unterschiedlich. Die Art, wie wir uns erinnern, ist sehr eng an die Sinne gekoppelt, die wir am liebsten nutzen. Viele Menschen sehen zuerst ein Bild vor Augen, wie Ihre Grundschule ausgesehen hat. Andere dagegen erinnern sich zuerst an Geräusche oder Gefühle. Wieder andere erinnern sich an den Geruch auf den Gängen. Wir erinnern uns also, indem wir uns Sinneseindrücke zurückholen und in unserem Kopf noch einmal erleben. Wir repräsentieren eine Erfahrung durch einen oder mehrere Ihrer Sinneskanäle.  Deswegen nennt man die fünf verschiedenen Sinneskanäle auch Repräsentationssysteme.

Manche Kanäle sind also ausgeprägter bei einem Mensch vorhanden. Andere Sinne spielen eher eine nachgeordnete Rolle.

Menschen nutzen diese 5 Sinneskanäle mit unterschiedlichem Schwerpunkt. Manche Menschen sind vorrangig visuell orientiert und nutzen nur wenig Informationen aus den anderen Kanälen. Wenn Menschen mit unterschiedlich dominanten Respräsentationssystemen aufeinander treffen, ist es wahrscheinlicher, dass es zu Missverständnissen kommt als Wenn diese Personen die gleichen Schwerpunkte hätten. Das bevorzugte oder aktuell dominante Repräsentationssystem kann man an vorherrschenden Signalwörtern oder körperlichen Hinweisen wie z.B Sprechgeschwindigkeit, Atmung etc., erkennen. (2)

Welche Kanäle ein Mensch bevorzugt nutzt, spiegeln sich in seiner unbewußten Wortauswahl wieder.  Hier einige Beispiele:

Visuell

Wie sehen Sie das?
Sehen Sie mal, wir ….
Mich interessiert Ihre Sicht(weise) dazu.
Das leuchtet mir ein.

Auditiv

Das schreit nach einer neuen Lösung.
Das hört sich gut an.
Ich verstehe das laut und deutlich.
Er gibt den Ton an.

Kinästhetisch

Er ist kalt wie ein Fisch.
Der Termindruck ist unerträglich.
Es läuft mir kalt den Rücken runter.
Ihm zittern schon die Knie.

Olfaktorisch

Ich kann sie nicht riechen.
Das stinkt mir.
Ich biete einen Schnupperkurs an.

Gustatorisch

Ich bin sauer.
Das ist ganz nach meinem Geschmack.
Das ist bitter.
Was ist die süß.

Unbestimmt oder mehrfach

Er stellt sich auf einen Sockel.
Du bewegst Dich in die richtige Richtung.
Wenn ich das höre, zieht sich alles zusammen.
Das geht mir zu schnell, ich kann das so noch nicht sehen.

Was wäre zu tun?!

Im ersten Schritt kann es nützlich sein, mich selbst zu erforschen, ob ich bestimmte Kanäle wenig bzw. bevorzugt benutze.

Im 2. Schritt kann ich nachforschen, ob oder welche Menschen es gibt, mit denen mir zu kommunizieren nicht so leicht fällt oder bei wem ich mir eine Optimierung wünschte. Als ich selbst diese Systematik lernte, habe ich Gespräche mit Erlaubnis meiner Klient:innen aufgenommen, damals noch mit Diktiergerät oder Kassettenrecorder, um meine Wahrnehmung zu schulen. Ich hörte nachträglich ab und schrieb Wortlisten, mit manchmal erstaunlichen Ergebnissen.

Paarberatung

Besonders eindrücklich fand ich die Kommunikation bei manchen Paaren mit denen ich gearbeitet habe, so daß ich intuitiv von Beginn an im Blick (mein visueller Kanal) hatte, ob eine:r oder beide zueinander unterschiedliche Kanäle benutzte und sie sich deshalb nicht verständigen konnten. Sobald ich dies festellte, nutzte ich einen kleinen psychodukativen Einschub, um ihnen dieses Phänomen zu erläutern. Oftmals war dann nicht mehr viel zu tun.

Siehe speziell zu Paaren bei Liebesstrategie: https://www.nlp.at/nlp-lexikon?uebung_detail=42


(1) https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/die-hierarchie-der-sinne-2

(2) www.nlpportal.org/nlpedia/wiki/Repr%C3%A4sentationssystem

https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-00-repraesentationssysteme.html

und https://www.landsiedel.com/at/nlp-bibliothek/repraesentationssysteme.html