Das hypnosystemische Konzept finden wir in 3 Arbeitsfeldern, deren gemeinsame Schnittmenge ich für größer und bedeutsamer halte, als die Unterschiede.
Hypnosystemische(s)
- Therapie in der Familientherapie, Psychotherapie, Suchtherapie, Psychosomatik etc.
- Beratung in der Suchtberatung, Familienberatung, Schuldnerberatung, Paarberatung, Jugendhilfe, Jobcenter etc.
- Arbeiten in der ambulanten und stationäre Betreuung, in Tagesstätten, Präventionsarbeit, niedrigschwelligen Angeboten etc.
Eine gute Einführung findest Du in dem schon erwähnten 100 Seitenbuch von Gunther Schmidt. Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung. Die gemeinsame Schnittmenge besteht aus den folgenden Teilen:
Willkürliche und unwillkürliche Prozesse (S. 22-33)
Wir lernen das Meiste, indem wir willkürlich etwas denken (z.B. Rechnen) und tun (z.B. Fahrradfahren) d. h. wir üben solange bis im Gehirn (PFC) das entsprechende Programm geschrieben ist mittels elektro-bio-chemisch-neuronaler Vernetzungen, so daß unwillkürliche kognitive- und Handlungsprozesse wie automatisiert ablaufen können. siehe Blog-Seminar 24. Einheit :: Hirnforschung
So kommen wir gut durch den Alltag, ohne in jeder Situation neu bewußt und willkürlich denken oder handeln zu müssen, denn das wäre zeit- und insgesamt doch sehr aufwändig. Auf diesem Lernweg durch das Leben geschehen immer wieder einmal Störungen: unsere Amygdala wird angetriggert und mit anderen nichtpassenden Lernvorgängen verknüpft oder Inkonsistenzen dauern zu lange und lösen sich nicht auf, etc. Auf diese Weise können psychische Probleme entstehen oder auch im Verhalten, die unsere Wahlmöglichkeiten einschränken, weil sie unbewußt und damit unwillkürlich und sehr schnell ablaufen, „z. B. über unwillkürliche Körpersignale, Empfindungen, Änderung der Atmung, Verspannungen, Gefühle etc.“ (S. 29) „Es stellt sich die Aufgabe, eine wertschätzende Kooperationsbeziehung zwischen den willkürlichen („Ich“-) und unwillkürlichen („Es“-) Seiten menschlicher Kompetenz aktiv herzustellen und zu nutzen.“ Schmidt spricht hier von einer Art innerer „Moderatorenfunktion“ – manche von Euch kennen das von mir unter dem Stichwort „innerer Beobachter„. (1)
Solche problemerhaltenden Muster laufen willkürlich und dissoziiert ab. Gleichwohl bestehen sie aus wichtigen Kompetenzen, die es plausibel zu konstruieren gilt, z. B. bestimmte Schutzfunktionen, nicht verletzt zu werden, nicht überfordert zu werden, andere zu schützen, Kommunikation (evtl. als Notprogramm) aufrechtzuerhalten etc.
Hypno- insbesondere -systemisch meint hier nun vom einem „Bekämpfen“ (Konkurrieren mit dem bewußten Ich) der Problemzustände wegzukommen, hin zu einer Kooperation mit ihnen, sie zu würdigen als Proplemlösungsmuster, die zu einer bestimmten Zeit eine wichtige Funktion haben oder hatten und die auch über bestimmte Bedürfnislagen Aufschluß geben können: Was brauche ich, damit es mir so und so gehen kann?
Merke: Erst die angemessene Würdigung von Leid (Problemzustände) eröffnet neue Lösungsmöglichkeiten.
Da sich diese Problemlösungsmuster überwiegend in den „entwicklungsgeschichtlich älteren Bereichen unseres Gehirns“ (S.32) abspielen, im limbischen System, wirken rein sprachliche, kognitive, rationale Interventionen kaum, denn die spielen sich auf der Großhirnrinde ab. „Offenbar kann als besonders wirksame Art der Kommunikation mit dem Bereich unwillkürlichen Erlebens der Weg über Bilder, Metaphern, Imaginationen … rituell sich wiederholende (…) Abläufe, überhaupt über die Gestaltung von Ritualen u. Ä. gneutzt werden.“ (S. 33)
(1) Kai Fritzsche / Woltemade Hartmann. Einführung in die Ego-State-Therapie. Carl Auer Caompact. 2010. S. 90-92
Im nächsten Beitrag gibt es 2 Praxisbeispiele dazu.
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